Anonym: Edda | |
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zu erleichtern. Letzterer lautet Jorunn Str. 13 und ist vielleicht nur für Idun verschrieben. Einen andern Nanna Str. 8 führt sonst Baldurs Gattin. Wenn Nanna nach Uhlands Deutung die Blüte bezeichnet, wie Baldur das Licht, so war der Dichter nach der kühnen Sprache der nordischen Poesie, von der wir bald andere Beispiele besprechen müßen, durch die Verwandtschaft der Begriffe von Laub und Blüte allerdings berechtigt, diesen Namen für Idun zu gebrauchen.
Str. 1. Das Gedicht beginnt räthselhaft genug mit Aufzählung der verschiedenen Wesen des nordischen Glaubens, die uns bis auf die Iwidien, die etwa den Dryaden der Alten entsprechen (Grimm vergleicht sie unsern Moos- und Waldleuten), schon bekannt sind. Sie werden nach ihrem Verhalten gegen die Schicksale der Welt und den Weltuntergang, das Thema des Liedes, kurz aber treffend bezeichnet.
2. In der folgenden Str. sehen wir die Götter, von widrigen Vorzeichen erschreckt, wegen Odhrörirs in Besorgniss gerathen, welcher Urds Bewachung anvertraut war. Urd ist der Name der ältesten Norne, Odhrörir das Gefäß, in welchem der göttliche Meth, der Asen Unsterblichkeitstrank, aufbewahrt wird. Nichts hat das Verständniss des Liedes so erschwert, als diese Einführung Iduns unter dem Namen Urds, deren Beziehung zu Odhrörir nicht einleuchten noch mit dem folgenden stimmen wollte. In einer spätern Str., der 11ten, wird nämlich eine Wärterin des Tranks erwähnt, und der Zusammenhang zeigt, daß die schon vorher genannte Idun gemeint sei. Das schien nun ein Widerspruch mit unserer Str., wo Urd Odhrörir bewacht. Der Widerspruch löst sich aber, wenn wir annehmen, daß hier Idun Urd, wie Str. 8 Nanna genannt werde. Ihr, die auch die goldenen Äpfel verwahrt, deren Genuß die alternden Götter verjüngt (D. 26), konnte auch die Hut Odhrörirs übergeben werden. Wenn sie aber dabei Urd genannt wird, so ist dieß dem Geist der nordischen Dichtersprache gemäß, die ein Verwandtes für das andere zu nennen liebt, wovon in unserm Liede noch andere Beispiele begegnen. Das erste kann es schon scheinen, wenn der Asen Trank statt ihrer Speise der Hut Iduns übergeben sein soll; doch damit verhält es sich vielleicht, wie wir gleich sehen werden, anders. Iduns Verwandtschaft mit Urd liegt aber in Folgendem: D. 16 berichtet von Urds Brunnen, daß mit seinem heiligen Waßer die Esche Yggdrasils besprengt wird, damit ihre Äste nicht dorren oder faulen. Dieses Waßer hat also auch verjüngende Kraft wie Odhrörir, und indem Idun diesen behütet, wie Urd jenen Brunnen, fällt sie im Begriff mit ihr zusammen und der Dichter darf einen Namen für
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/380&oldid=- (Version vom 31.7.2018)