Seite:Die Edda (1876).djvu/375

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Anonym: Edda

Erläuterungen beschränken können. Übrigens scheint Wafthrudnir, wie Gr. G. d. d. Spr. 764 ausführt, ein älterer Odhin, wie auch bei den Griechen neue Götter den ältern Titanen gegenüber stehen. Nach Grimnism. 54 heißt Odhin nämlich selbst Wafudr, ein Name, der die webende, wabernde Luft (Alwism. 20) ausdrückt und in dieser Bedeutung mit Wafthrudnir zusammenfällt.

5. Yggr (Schrecken) ist nach D. 20 ein Beiname Odhins. In Grimnismal wird er Str. 53. 54. verzeichnet. Im, der Zweifel, dessen Vater Wafthr. sein soll, findet sich Skaldsk. c. 75 in dem Verzeichniss der Riesennamen.

7. Schon hier ist gesagt, was Str. 19 bestimmter ausgedrückt wird, daß für jede unbeantwortete Frage das Haupt zu Pfande steht. Zunächst ist nun Odhins Haupt gefährdet, da ihm in diesem Abschnitte noch Fragen vorgelegt werden, durch deren Beantwortung sich erweisen soll ob er würdig sei selber Fragen auszuwerfen. Str. 19 wird dieß anerkannt, worauf beide die Rollen tauschen. Von da ab steht also des Riesen Haupt zu Pfande, der jetzt zu antworten hat, wie in der Einleitung Gangradr.

8. Dieser Name bedeutet wie Gangleri, der nach Grimnism. 46 gleichfalls einer von Odhins Namen ist, obgleich sich Gylfi in der jüngern Edda desselben bedient, wie Wegtam, den Odhin in der Wegtamskwida annimmt, den Wanderer, und der des blinden Gastes, den er sich in der Herwararsage beilegt, hat keinen andern Sinn. Als hülfloser Gast, als müder Wanderer hatte er nach germanischer Sitte auf wirthliche Aufnahme Anspruch und diesen macht er in unserer Strophe geltend.

10 erinnert an die sprichwörtlichen Lehren des Hawamals, die auch in demselben Maße vorgetragen werden. Vermuthlich ist es ein schon geprägtes altgesprochenes Wort, das der Dichter hier dem Gotte in den Mund legt. Zugleich bestätigt dieser Spruch von der Armut, daß Gangradr in Gestalt eines armen Mannes, wie bei König Heidrek in der eines blinden Gastes, in Wafthrudnirs Saal getreten ist.

11–14. Über Skinfaxi und Hrimfaxi vgl. D. 10.

15–16. Ifing und Ilfing wird weder D. 4. 39, Grimnism. 27. 28, noch, was zu verwundern ist, Skaldskap. c. 75 unter den Strömen genannt. Offenbar soll er nur die wesentliche Verschiedenheit der Götter und Riesen bezeichnen. Ähnlich ist es, wenn im Herbardslied ein Strom die Scheidewand zwischen Odhin und Thor bildet. Wie dort die Überfahrt verweigert wird, so drückt hier das Niegefrieren des Stromes die Unübersteiglichkeit der gesetzten Scheidewand aus.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 367. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/375&oldid=- (Version vom 31.7.2018)