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Anonym: Edda

die Dichtkunst Eddulist und die Gesetze des Dichtens Eddureglur genannt werden (Grimm G. D. Spr. 761), was sich auf das ihr angehängte Skaldskaparmal beziehen muß. Edda bedeutet, wie aus Sn. 202 und dem Rigsmal hervorgeht, Eltermutter und es ist, wie Grimm am angeführten Orte sagt, ganz im Sinne des Altertums, daß die Großmutter dem Kreiß ihrer Kinder und Enkel von der Vergangenheit Kunde giebt.

Dieß Werk findet sich sowohl in Handschriften als in den Ausgaben mit einem andern verbunden, dem man den Namen Skâlda beizulegen pflegt. Die Grenze zwischen beiden ist aber nicht leicht zu bestimmen. Rask rechnet in seiner Ausgabe nur die beiden Mythensammlungen Gylfaginning und Bragarödur zur Edda, alles Übrige zur Skalda. Grimm zieht aber auch das nun folgende Skaldskaparmal, mit dem bei Rask die Skâlda beginnt, zur Edda, von welcher er also nur den, nach Snorris Hattalykill oder Hattatal d. i. Versweisenschlüßel oder Auszählung der Versweisen entworfenen, Bragarhættir genannten Abschnitt und die noch ferner angehängten nach Priscianus und Donatus verfaßten drei Abhandlungen Latinustafrofit (de alphabeto), Malfrädinnar grundvöllr (fundamentum grammatices) und Malskruds Frädi, auch Figurar i rödinnu (figurae orationis) genannt; ausscheidet. Eine nähere Betrachtung der hier in Frage kommenden Theile wird dieß erläutern. [1]


a) Gylfaginning.

1. Der erste Abschnitt, welcher seinen Namen Gylfaginning (Gylfes Verblendung) oder Hars lygi (des Hohen d. h. Odhins Lügen) spätern Abschreibern zu verdanken scheint, schließt sich in seiner Einkleidung an das dritte Lied der ältern Edda an, welches den Namen Wafthrudnismal führt. Wie dort Odhin unter dem Namen Gangradr einen mächtigen und weisen Riesen besucht, um sein Wißen auf die Probe zu stellen, und so ein Wettstreit beginnt, bei dem das Haupt des Unterliegenden zu Pfande steht, so wird umgekehrt hier die Weisheit der Götter auf die Probe gestellt, und auch sie würden, wenn sie die vorgelegten Fragen nicht zu lösen wüsten, sich überwunden bekennen und der Willkür des Siegers unterwerfen müßen. Gylfi, ein mythischer König von Schweden, begiebt sich nach Asgard, um


  1. Die sämmtlichen Stücke, welche Rasks Ausgabe der Edda und Skalda enthält, sind der Reihe nach folgende: I. Edda. 1. Formali. 2. Gylfaginning. 3. Eptirmali. 4. Bragarödur. 5. Eptirmali. II. Skalda. 1. Skaldskaparmal. a) Kenningar b) Okend heiti. c) Fornöfn. 2. Bragarhättir 3. Ritgiördir hinn islensku malfrädi. a) Latinu-Stafrofit. b) Malfrädinnar grundvöllr. c) Figurar i rödinnu.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/347&oldid=- (Version vom 31.7.2018)