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Anonym: Edda

angeben; die ältesten glaubt man schon dem sechsten Jahrhundert zuschreiben zu müßen. Von den Heldenliedern ist es sogar wahrscheinlicher, daß sie nur Übersetzungen Deutscher sind, da sie am Rhein, in Frankenland spielen.

Dem Inhalte nach beziehen sich nämlich die Eddalieder theils auf die Götter, theils auf die Helden, weshalb man einen mythologischen und epischen Theil zu unterscheiden pflegt. Auch wir legen diese Eintheilung zu Grunde, indem wir Götter- und Heldensage sondern. Doch giebt es auch hier Übergänge: so könnte das Hyndlulied und das Rigsmal mit gleichem Fug zu der einen wie zu der andern Gattung gezählt werden. Wir haben sie als den Übergang zur Heldensage bildend an den Schluß der Götterlieder verwiesen. Für die Heldensage bleiben uns dann nur solche Lieder übrig, welche der deutschen Heldensage entsprechen, indem sie sich wie die Nibelungen und die Gedichte des Heldenbuchs auf den Kreiß von Siegfried und Ermenrich beziehen. Das Grottenlied, welches hievon eine Ausnahme machen würde, haben wir deshalb aus der Skalda oder jüngern Edda herüber zu nehmen Bedenken getragen. Zu den mythologischen Liedern ist hier auch das Spruchgedicht Hawamal gestellt, obgleich es seines ethischen Gehaltes wegen eigentlich einer dritten Reihe angehörte, in der es aber allein stehen würde. Indes enthält es so viel mythische Bezüge, daß seine Stellung unter den reinen Götterliedern gerechtfertigt ist. Sollen wir auch die Rücksichten angeben, die uns innerhalb der beiden Hauptabschnitte bei Anordnung der Lieder geleitet haben, so war bei den Heldenliedern der Fortschritt der Begebenheiten maßgebend, was freilich auf die vereinsamt an der Spitze stehende Wölundarkwida keine Anwendung findet; die Götterlieder, bei welchen diese Rücksicht nicht durchgriff, sind zugleich nach Kreisen, d. h. so geordnet, daß die beisammen stehen, welche sich auf dieselbe Gottheit beziehen. Der Wöluspa, die eine Übersicht über den ganzen nordischen Glauben gewährt, folgen die zum Mythus Odhins gehörigen Lieder; das letzte, das zugleich Thors Wesen erläutert, bildet den Übergang zu dessen Kreise. Diesem folgen dann drei auf Freyr bezügliche Lieder, so daß die Trilogie Odin, Thor und Freyr unserer Anordnung zu Grund liegt. Den Schluß machen jene beiden, welche den Übergang zur Heldensage vorbereiten.


2. Edda.

2. Die sogenannte jüngere Edda führt diesen Namen nur in der isländischen Handschrift zu Upsala, welche der schwedische Reichskanzler De la Gardie dahin schenkte; doch scheint er ihr zu gehören, da schon im 14. Jahrhundert

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/346&oldid=- (Version vom 31.7.2018)