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Anonym: Edda

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Aber am ängstlichsten   war mir die eine Nacht,

Wo ich starr lag auf dem Stroh:
Da verstand ich erst ganz   das göttliche Wort:
Vom Staube stammen die Sterblichen.

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Das wiß und erwäge   der waltende Gott,

Der die Welt und den Himmel wirkte,
Wie einsam wir   beim Abschied bleiben,
Zählten wir gleich der Freunde viel.

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Seiner Thaten Frucht   empfängt ein Jeder:

Selig wer da wohl gewirkt!
Ich schatzentblößter   kam auf ein Bett
Von schierem Sande zu liegen.

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Der Haut zu pflegen   vergißt man der Pflicht:

Dieß dünkt das erste Bedürfniss;
Doch mir verleidete sich   die Lauge solchen Bads
Über alle Maßen.

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Auf der Nornen Stuhl   saß ich neun Tage,

Ward dann auf den Hengst gehoben.
Schauerlich schien   die Sonne der Riesin
Aus Nacht und Nebel nieder.

52
Innen und außen   wähnt ich alle sieben

Unterwelten zu durchwandern;
Auf und nieder   sucht ich ängstlich den Weg,
Der leidlicher zu wandern wäre.

53
Nun ist zu sagen,   was ich zuerst ersah

Als ich zu den Qualorten kam:
Versengte Vögel,   die Seelen waren,
Flogen wie Fliegen umher.

54
Von Westen drangen   die Drachen des Wahns

Und bedeckten die glühenden Gaßen.
Sie schlugen die Schwingen   als sollte der Himmel
Bersten und die Erde.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/334&oldid=- (Version vom 31.7.2018)