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Anonym: Edda

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Wolfsgestalt   gewinnen alle,

Die wandelbaren Sinnes sind.
Da erfährt wohl Jeder,   der fahren soll
Über feuriger Flammen Glut.

32
Freundlichen Rath   und weise geflochtnen

Sagt’ ich dir siebenfach:
Vernimm ihn wohl   und vergiß ihn nie,
Er ist wohl werth zu wißen.

33
Erst will ich dir sagen   wie selig ich war

In dieser Welt des Wehs.
Das ist das andre:   daß alle Menschen
Wider Willen Leichen werden.

34
Wollust und Stolz   betrügt die Sterblichen,

Daß sie nach Schätzen schielen.
Zu langem Leide   wird das lichte Gold;
Manchen bethören Thaler.

35
Munter meist   erschien ich den Menschen,

Denn wenig wust ich voraus:
Die zeitliche Welt   hat wollustreich
Der Schöpfer geschaffen.

36
Mit Neigen saß ich   und nickte lange;

Doch groß war die Lust zu leben.
Aber des Waltenden   Willen entschied,
Zum Tode führen Wege viel.

37
Die Tage der Krankheit   fühlt’ ich unsanft

Mir um die Hüfte geheftet;
Zerreißen wollt ich sie;   aber sie waren stärker:
Leichter geht sichs lose.

38
Allein wust ich,   wie überall

Mir die Schmerzen schwollen.
Heim luden mich   der Hölle Töchter
Graunvoll alle Abend.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/332&oldid=- (Version vom 31.7.2018)