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Anonym: Edda

Anhang.

39. Sôlarliôth, das Sonnenlied.
1
Gut und Leben raubte lang   allen Lebenden

Jener grimme Greis:
Über die Wegscheide,   die er bewachte,
Konnte Keiner lebend kommen.

2
Einsam immer   saß er und aß,

Lud nie den Mann zum Mal
Bis müd und matt   und unvermögend
Jetzt ein Gast die Gaße   gegangen kam.

3
Des Tranks bedürftig   betheuerte sich der Fremdling

Und heißen Hunger zu haben;
Mit verzagtem Herzen   zeigt’ er Vertrauen
Zu dem übel gearteten.

4
Trank und Speise   spendet’ er dem Müden

Gern aus ganzem Herzen,
Gedachte Gottes   und gab dem Bedürftigen,
Weil er sich verworfen wuste.

5
Aufstand Jener   mit übelm Vorsatz;

Nicht bedurfte der Wandrer der Wohlthat.
Die Sünde schwoll:   im Schlaf ermordet er,
Wie weis er war, den Reuigen.

6
Den Gott im Himmel   um Hülfe flehte der,

Als er verwundet erwachte;
Aber der Andere   nahm seine Sünden auf sich,
Der ihn schuldlos erschlug.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/328&oldid=- (Version vom 31.7.2018)