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Anonym: Edda

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Sie schüttelten die Hüllen,   die Schneide bargen sie,

Kleideten, die Kämpen,   sich in kampflich Gewand.
Sie fuhren weiter   unheimliche Wege,
Sahn der Schwester Stiefsohn   versehrt am Baum,
Am windkalten Wolfsbaum   westlich der Burg,
Als rief’ er den Raben:   da war übel rasten.

18
Laut in der Halle wars   von lustigen Zechern:

Sie hörten der Hengste   Hufschall nicht
Bis der sorgende Wächter   das Horn erschallen ließ.

19
Sie eilten und sagten   dem Jörmunrek,

Unter Helmen würden   Helden erschaut:
„Gebt weislichen Rath,   die Gewaltigen nahn:
Starken Männern zum Schaden   zerstampft ward die Maid.“

20
Jörmunrek schmunzelte   und strich sich den Bart;

Nicht wollt er sein Streitgewand:   er stritt mit dem Wein.
Das Schwarzhaupt schüttelt’ er,   sah nach dem weißen Schild
Und kehrte keck   den Kelch in der Hand:

21
„Selig schien’ ich mir,   schaut’ ich hier

Hamdir und Sörli   in meiner Halle.
Ich bände sie beide   mit Bogensehnen,
An den Galgen hängt’ ich   Giukis gute Kinder.“

22
Da rief der Erhabene   von hohen Stufen,

Der Waltende warnte   seine Verwandten:
„Dürfen diese   so Dreistes wagen,
Zwei Männer allein   zehn hundert Goten
Binden und bändigen   in der hohen Burg?“

23
Hall ward im Hofe,   die Humpen stürzten

Und Männer ins Blut   aus Menschenbrüsten.

24
Da hub Hamdir an   aus hohem Muth:

„Ersehnst du, Jörmunrek,   unser Erscheinen,[WS 1]
Der Vollbrüder beide   in deiner Burg?
Nun siehst du die Füße,   siehst deine Hände,
Jörmunrek, liegen   und lodern in Glut.“

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Escheinen,
Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/253&oldid=- (Version vom 31.7.2018)