Anonym: Edda | |
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Von erster Frühe zu voller Tageshöh.
Vom Blute floß das Feld, erfüllt war der Kampf.
Ihrer achtzehn fielen — die Feinde siegten —
Beiden Söhnen Beras und ihrem Bruder Orkning.
„Üble Schau ist hier und Euer die Schuld.
Hier standen dreißig streitbare Degen;
Nur eilfe sind übrig: zu arg ist die Lücke!
Fünf Brüder waren wir, als Budli starb:
Nun hat Hel die Hälfte, verhauen liegen Zweie!
Unweibliches Weib! wenig genieß ichs.
Wir stimmten selten seit ich dich nahm.
Ihr habt mich des Reichtums beraubt und der Freunde,
Meine Schwester erschlagen: am Schwersten härmt mich das!“
Du hast mir die Mutter ermordet um Schätze:
In der Höhle zu verhungern war der Hehren Looß.
Lächerlich läßt es dir deines Leids zu gedenken:
Durch Gnade der Götter ergeht es dir übel.
Dem stolzen Weibe: das säh ich gern!
Erkämpft aus Kräften, daß Gudrun klagen müße.
Das lüstet mich zu schaun, daß ihr Looß sie schmerze.
Reißt ihm das Herz aus, seid rasch zur That;
Den grimmen Gunnar, an den Galgen hängt ihn,
Knüpft scharf den Strang, ladet Schlangen dazu.
Doch hart bewähr ich mich, der wohl Herberes litt.
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/241&oldid=- (Version vom 31.7.2018)