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Anonym: Edda

35. Atlamâl.
Das Lied von Atli.
1
Die Welt weiß die Unthat,   wie weiland Männer

Huben Rath zu halten,   und den heimlichen Vorsatz
Mit Schwüren bestärkten.   Sie selber büßten es
Und die Erben Giukis,   die arg betrognen.

2
Die Fürsten erfaßte   ihr feindlich Geschick.

Übel berieth sich Atli   bei aller Klugheit:
Die Stütze stürzt’ er sich   im Streit mit sich selbst.
Er sandte schnelle Boten   daß seine Schwäger kämen.

3
Die schlaue Hausfrau   sann auf Mannesklugheit;

Sie wuste die Worte,   die heimlich gewechselten.
In Noth war die Weise,   die sie retten wollte:
Die Gesandten sollten segeln,   sie selbst daheim sein.

4
Da ritzte sie Runen:   die verritzte Wingi

Eh er sie abgab,   der Unheilstifter.
Die Schiffe steuerten   die Gesandten Atlis
Durch den armreichen Sund,   wo die Schnellen wohnten.

5
Bei festlicher Freude   ward Feuer gezündet;

Ob ihrer Ankunft   nicht ahnten sie Trug.
Die der Schwager geschickt,   die Geschenke nahmen sie
Und hingen sie arglos   auf an der Säule.

6
Högnis Hausfrau   hört’ es, Kostbera.

Da ging die kluge   und grüßte die Boten.
Auch Glaumwör, Gunnars   Gattin freute sich;
Sie gedachte der Pflicht   und pflegte die Gäste.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/235&oldid=- (Version vom 31.7.2018)