Anonym: Edda | |
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Sie sahn Verräther stehn auf der steilen Felsburg,
Den Saal des Südervolks mit Sitzen umgeben,
Gebundenen Rändern und blanken Schilden,
Lanzen betäubenden: da trank König Atli
Den Wein im Waffensaal; Wächter saßen draußen
Gunnars Kriegern zu wehren, wenn sie geritten kämen
Mit hallenden Spießen, dem Herscher Streit zu wecken.
Die Brüder beide; wohl war sie bei sich.
„Verrathen bist du, Gunnar! Reicher, wie wehrst du
Hunnischer Hinterlist? aus dem Hofe eile bald.
Als in häuslichen Hüllen Atli heimzusuchen.
Säßest beßer im Sattel den sonnenhellen Tag
Und ließest bleiche Leichen leide Nornen klagen,
Hunnische Schildmägde Harm erdulden,
Senktest Atli selber in den Schlangenthurm.
Nun werdet den Wurmsaal bewohnen ihr beiden.“ –
Zu lang dem Geleite in dieß Land ist der Weg
Durch rauhes Rheingebirg untadligen Recken.“
Mit schweren Banden, der Burgunden Schwäger.
Den achten warf er in heiße Ofenglut:
So soll sich der Wackre wahren vor Feinden.
Sie fragten den Fürsten, ob Freiheit und Leben
Der Gotenkönig mit Gold wolle kaufen.
Blutig aus der Brust des besten Reiters
Schneid es das Schwert aus dem Königssohn.“
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/231&oldid=- (Version vom 31.7.2018)