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Anonym: Edda

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Das weigerte Atli:   er wolle nicht,

Daß ihm Brautgabe gäben   Giukis Söhne.
Doch wir mochten nicht mehr   die Minne bezwingen,
Wenn ich des Ringbrechers   Haupt nicht berührte.

24
Da murmelten Manche   meiner Verwandten

Sie hätten uns beide   auf Buhlschaft betroffen.
Aber Atli meinte,   solch Unrecht würd ich
Schwerlich begehen,   mir Schande zu machen.
Doch Solches sollte   so sicher Niemand
Von dem Andern läugnen,   wo Liebe waltet.

25
Seine Späher   sandte Atli,

Im tiefen Tann   mein Thun zu belauschen.
Sie kamen, wohin sie   nicht kommen sollten:
Wo wir selbander lagen   unter Einem Linnen.

26
Rothe Ringe   den Recken boten wir,

Daß sie dem Atli   Alles verschwiegen.
Aber Alles   dem Atli sagten sie;
Sie hatten Hast   nach Haus zu kommen.

27
Aber der Gudrun   gänzlich hehlten sies,

Der es zu wißen doch   doppelt geziemte.

28
Goldhufige Hengste   hörte man traben,

Da die Söhne Giukis   in den Schloßhof ritten.
Man hieb dem Högni   das Herz aus dem Leibe
Und senkte den Gunnar   in den Schlangenthurm.

29
Nun war ich einst   wie öfter geschah

Zu Geirmund gegangen   das Gastmal zu rüsten.
Der hohe Herscher   begann zu harfen:
Hoffnung hegte   der hochgeborne
König, ich könnt ihm   zu Hülfe kommen.

30
Da hört ich, und lauschte   von Hlesey her,

Wie harmvoll schollen   die Saitenstränge.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/227&oldid=- (Version vom 31.7.2018)