Anonym: Edda | |
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Er wand die Maid in warme Decken
Fünf volle Winter ohne des Vaters Wißen. —
Mildreich saß sie der Maid vor die Kniee.
Kräftig sang Oddrun, mächtig sang Oddrun
Zauberlieder der Borgny zu.
Holde Sprößlinge des Högnitödters.
Zu sprechen säumte nicht die sieche Maid;
Dieß war das erste Wort, das sie sprach:
Frigg und Freyja und viel der Götter,
Wie du mich befreitest aus fährlicher Noth.“
Weil du es werth wärst gewesen irgend.
Ich gelobte, und leistete mein Gelübde jetzt,
Beistand zu leisten allen Leidenden,
Als die Edlinge das Erbe theilten.
Daß du im Eifer also sprichst.
Wir lebten doch lange im Lande zusammen
Zärtlich, wie zweier Brüder Erzeugte.
Als ich Gunnarn das Gastmal bereitete:
So arge Unsitte, sprachst du eifernd,
Werde nach mir keine Maid mehr üben. —
Ihr Leid zu künden aus des Kummers Fülle:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/225&oldid=- (Version vom 31.7.2018)