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Anonym: Edda

Grimhild.
30
Ihn hab ich von Allen   den edelstgebornen

Der Fürsten befunden   und in Vielem den besten.
So freie den Fürsten:   bis dich feßelt das Alter
Wirst du verwaist sein,   wählst du nicht Ihn.


Gudrun.
31
Biete mir nicht   das bosheitvolle,

So aufdringlich   mir dieses Geschlecht.
Dem Gunnar giebt er   grimmen Tod,
Schneidet dem Högni   das Herz aus dem Leibe.
Nicht fänd ich dann Frieden   bevor ich das Leben
Gekürzt dem freveln   Kriegsbrandschürer. —

32
Mit Grausen hörte   Grimhild das Wort,

Denn ihren Kindern   kündet’ es Verderben
Und den Untergang   all ihrem Geschlecht.


Grimhild.
33
Noch leih ich dir Land   und Leute viel,

Winbiörg, Walbiörg,   willst du sie haben.
Nimm sie lebenslang   und laß den Zorn.


Gudrun.
34
Nun will ich ihn kiesen   unter den Königen;

Doch wider Willen,   auf der Freunde Wunsch.
Nie wird der Gatte   Glück mir bringen,
Meine Söhne büßen   der Brüder Mord. —

35
Rasch auf die Rosse   saßen die Recken da,

Die welschen Weiber   zu Wagen hoben sie.
Sieben Tage   durchtrabten wir kaltes Land,
Über See setzten   wir sieben andre,
Durch dürre Steppen   gings die dritten sieben.

36
Da hoben die Wächter   der hohen Burg

Das Gitter empor:   durch die Pforte ritten wir.
Atli weckte mich;   aber ich schien ihm
Der Vorahnung voll   von der Freunde Tod.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/220&oldid=- (Version vom 31.7.2018)