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Anonym: Edda

15
Wir bildeten künstlich   der Krieger Spiele,

Die Helden der Herscher   in Handgewirke;
Rothe Ränder,   Recken des Hunnenlands,
Mit Helm und Harnisch   der Herscher Geleit.

16
Vom Strande segelten   Sigmunds Rosse

Mit goldnem Schiffshaupt,   geschnitztem Steuer.
Wir wirkten und webten   die Waffenthaten
Sigmunds und Siggeirs   südlich in Frone.

17
Da hörte Grimhild,   die gotische Frau,

Wie tief ihre Tochter   betraure den Gemahl.
Sie warf ihr Gewebe fort,   winkte den Söhnen,
Das zu erfahren   frug sie und sprach:
Wer Buße wolle   der Schwester bieten,
Den erschlagnen Gatten   vergelten der Frau?

18
Gunnar erbot sich   ihr Gold zu bieten,

Ihren Harm zu sühnen,   und so auch Högni.
Da fragte sie ferner,   wer fahren wolle
Die Säumer zu satteln,   die Wagen zu schirren,
Den Hengst zu tummeln,   den Habicht zu werfen,
Den Bolzen zu schießen   vom Eibenbogen?

19
Waldar den Dänen   und Jarisleif,

Eimod zum dritten   und Jarisskar
Führten sie vor mich,   Fürsten gleich.
Rothe Waffenröcke trugen   des Langbärtgen Recken,
Hohe Helme   und helle Brünnen,
Breite Schwerter,   die braungelockten.

20
Ein Jeder verhieß mir   herlichen Schmuck,

Herlichen Schmuck   mit schmeichelnden Reden,
Ob sie mich möchten   für manches Leid
Auf Trost vertrösten;   aber ich traute nicht.

21
Grimhild brachte   den Becher mir dar,

Den kalten, herben,   daß ich Harms vergäße.
Der Kelch war gekräftigt   aus der Quelle Urds,
Mit urkalter See   und sühnendem Blut.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/218&oldid=- (Version vom 31.7.2018)