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Anonym: Edda

23
Da sprach Brynhild,   Budlis Tochter:

„Mann und Kinder   misse die Vettel,
Welche dich, Gudrun,   weinen lehrte,
In den Mund dir Worte   am Morgen legte!“

24
Da sprach Gullrönd,   Giukis Tochter:

„Geschweig der Worte,   Weltverhaßte!
Immer den Edlingen   warst du zum Unheil;
Wie sein schlimmes Schicksal   scheut dich Jeder;
Sieben Königen   kostest du das Leben,
Die der Freunde viel   den Frauen erschlugst!“

25
Da sprach Brynhild,   Budlis Tochter:

„An allem Unheil   ist Atli Schuld,
Budlis Sohn,   der Bruder mein.

26
„Als wir in der Halle   des hunischen Volkes

Des Wurmbetts Feuer   an dem Fürsten ersahn,
Des Besuches hab ich   seitdem entgolten,
Dieses Anblicks   muß immer mich reuen.“

27
Sie stand an der Säule,   den Schaft ergriff sie;

Es brannte Brynhilden,   Budlis Tochter,
Glut in den Augen,   Gift spie sie aus,
Als sie die Wunden sah   an Sigurds Brust.


Darauf ging Gudrun in Wälder und Wüsten bis Dänemark, wo sie bei Thora, Hakons Tochter, sieben Halbjahre weilte. Brynhild wollte Sigurden nicht überleben. Sie ließ acht Knechte und fünf Mägde tödten. Darauf durchbohrte sie sich selbst mit dem Schwerte wie gesagt ist in dem kürzern Sigurdsliede.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/214&oldid=- (Version vom 31.7.2018)