Anonym: Edda | |
|
Aber Atli giebt sie zur Ehe dir nicht:
Da werdet ihr heimlich zusammenhalten.
Sie wird dich lieben, wie ich dich würde,
Hätte das Schicksal uns Solches gegönnt.
In die wüste Wurmhöhle wirst du gelegt.
Daß Atli argen Ausgang nimmt,
Sein Glück verliert, das Leben einbüßt.
Ihn tödtet die grimme Gudrun im Bette
Mit scharfem Schwert, die schwerbetrübte.
Heut auf den Holzstoß mit dem Herrn und Gemahl,
Gäben ihr gute Geister den Rath
Oder besäße sie unsern Sinn.
Durch unsre Abgunst nicht untergehn.
Von hohen Wellen gehoben treibt sie
Zu jenem jähen Jonakursstrand.
Swanhilden sendet sie selbst aus dem Lande,
Die dem Sigurd entsproß und Ihrem Schooß;
Da rauben ihr Bickis Räthe das Leben,
Denn Unheil hängt über Jörmunreks Haus.
So ist Sigurds Geschlecht vernichtet,
So größer und grimmer Gudruns Leid.
Ich laß es im Leben die letzte sein:
Eine breite Burg erbau auf dem Felde,
Daß darauf uns Allen Raum sei,
Die samt Sigurden zu sterben kamen.
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/207&oldid=- (Version vom 31.7.2018)