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Anonym: Edda

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„Nun geht herzu,   die Gold wollen

Und minderes Gut   von Mir erlangen;
Ich gebe Jeder   goldrothen Halsschmuck,
Schleif und Schleier   und schimmernd Gewand.“

48
Alle schwiegen sie   und sannen auf Rath

Bis endlich zur Antwort   sie einstimmig gaben:
„Wie dürftig wir seien,   wir wollen doch leben,
Saalweiber bleiben   und thun was gebührt.“

49
Sinnend sprach   die linnengeschmückte

Jung von Jahren   jetzo das Wort:
„Nicht eine soll ungern   und unbereit
Sterben müßen   um meinetwillen.

50
„Doch brennt auf euern   Gebeinen dereinst

Karge Zier,   kommt ihr zu sterben
Und mich heimzusuchen,   nicht herliches Gut.

51
„Sitze nun, Gunnar,   ich will dir sagen,

Ich lebensmüde,   dein lichtes Gemahl.
Nicht liegt euch im Sunde   das Schiff geborgen,
Ob Ich das Leben   verloren habe.

52
„Schneller als du denkst   versöhnt sich dir Gudrun.

Die kluge Königin   hat bei dem König (Alf)
Trübe Gedanken   an den todten Gemahl.

53
„Eine Maid wird geboren   aus Mutterschooße:

Heller traun   als der lichte Tag,
Als der Sonnenstral   wird Swanhild sein.

54
„Einem Helden geben   wirst du Gudrunen,

Die mit Geschoßen   die Krieger schädigt.
Nicht nach Wunsch   wird sie vermählt:
Atli soll sie   zur Ehe nehmen,
Budlis Geborner,   der Bruder mein.

55
„An Manches muß ich denken   wie ihr mich beriethet:

Heillos habt ihr   mich hintergangen.
Aller Lust war ich ledig   solang ich lebte.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/206&oldid=- (Version vom 31.7.2018)