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Anonym: Edda

7
Allein wars Högni,   der Antwort gab:

„Mit dem Schwert erschlagen   den Sigurd haben wir;
Den Kopf hängt das Grauross   über den todten König.“

8
Da sprach Brynhild,   Budlis Tochter:

„Nun werdet ihr walten   des Lands und der Waffen:
Die hätte der Hunische   beherscht allein,
Ließt ihr das Leben   ihn länger behalten.

9
„Nicht frommt’ es, herschte   der Fürst noch länger

Über Giukis Erb   und der Goten Menge,
Wenn die Schar zu durchschneiden   der Söhne fünf,
Der kampfkühnen,   der König hier zeugte.“

10
Da lachte Brynhild,   die Burg rings erscholl;

Es ging ihr wieder   aus ganzem Herzen:
„Lang mögt ihr walten   des Lands und der Waffen,
Da ihr den kühnen   König fälltet.“

11
Da sprach Gudrun,   Giukis Tochter:

„Du freust dich frech   der freveln That;
Doch Geister ergreifen   einst Gunnar den Mörder:
Züchtigung ziemt   dem zorngrimmen Herzen.“

12
Am tiefen Abend — getrunken war viel

Und mancher Scherzspruch   gesprochen dabei —
Bald entschliefen   die zu Bette kamen;
Gunnar allein   von Allen wachte.

13
Die Füße bewegt’ er,   sprach viel mit sich selbst;

Der Weiser der Wehrschar   erwog im Herzen:
Was sich geschwätzig   wohl sagten die beiden,
Aar und Rabe   auf ihrem Heimritt?

14
Brynhild erwachte,   Budlis Erzeugte,

Der Skiöldungen Tochter,   eh der Tag erschien:
„Nun mögt ihr mich mahnen,   der Mord ist vollbracht!
Mein Leid zu sagen,   oder abzulaßen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/198&oldid=- (Version vom 31.7.2018)