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Anonym: Edda

16
Auf des Bären Tatze,   auf Bragis Zunge,

Auf den Klauen des Wolfs   und den Krallen des Adlers,
Auf blutigen Schwingen,   auf der Brücke Kopf,
Auf des Lösenden Hand   und des Lindernden Spur.

17
Auf Gold und Glas,   auf dem Glück der Menschen,

In Wein und Würze,   auf der Wala Sitz,
Auf Gungnirs Spitze   und Granis Brust,
Auf dem Nagel der Norn   und der Nachteule Schnabel.

18
Geschabt wurden alle,   die geschnitten waren,

Mit hehrem Meth geheiligt
Und gesandt auf weite Wege.
Die sind bei den Asen,   die bei den Alfen,
Die bei weisen Wanen,
Einige unter Menschen.

19
Das sind Buchrunen,   das sind Bergrunen,

Dieß alle Älrunen
Und rühmliche Machtrunen,
Wer sie unverwirrt und unverdorben
Walten läßt zu seinem Wohl.
Lerne sie und laß sie wirken
Bis die Götter vergehn.

20
Wähle nun,   da die Wahl dir geboten ist,

Scharfer Waffenstamm:
Sagen oder Schweigen   ersinne dir selber;
Alle Meinthat hat ihr Maß.


Sigurd.
21
Nicht werd ich weichen,   wär gewiss mir der Tod,

Ich bin nicht blöde geboren.
Deinem treuen Rath   vertrauen werd ich
So lange mir Leben währt.


Sigurdrifa.
22
Das rath ich zuvörderst,   gegen Freunde stäts

Ledig zu leben aller Schuld.
Sei zu Rache nicht rasch,   wenn sie dir Unrecht thun
Das sagt man, taugt im Tode.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/194&oldid=- (Version vom 31.7.2018)