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Anonym: Edda

In die hohle Hand   und hart um die Knöchel
Und heische der Disen Hülfe.

10
Brandungsrunen schneide,   wenn du bergen willst

Im Sund die Segelrosse;
Aufs Steven sollst du sie   und aufs Steuerblatt ritzen,
Dabei ins Ruder brennen:
Nicht so wild ist der Sturm,   nicht so schwarz die Welle,
Heil kommst du heim vom Meere.

11
Astrunen kenne,   wenn du Arzt willst sein

Und Wunden wißen zu heilen.
In die Rinde ritze sie   und das Reis am Baum,
Wo ostwärts die Äste sich wenden.

12
Gerichtsrunen kenne,   wenn du der Rache willst

Deiner Schäden sicher sein.
Die winde du ein,   die wickle du ein
Und setze sie alle zusammen
Bei der Mahlstätte,   wo Männer sollen
Zu vollzähligem Gerichte ziehen.

13
Geistrunen schneide,   willst du klüger scheinen

Als ein anderer Mann.
Die ersann und sprach,   die schnitt zuerst
Odhin, der sie auserdacht
Aus der Flut, die gefloßen war
Aus dem Hirn Heiddraupnirs;
Aus dem Horn Hoddraupnirs.

14
Auf dem Berge stand er   mit blankem Schwert,

Den Helm auf dem Haupte.
Da hub Mimirs15 Haupt an   weise das erste Wort
Und sagte wahre Stäbe.

15
Auf dem Schilde stünden sie   vor dem scheinenden Gott,

Auf Arwakurs Ohr   und Alfwidurs Huf,11
Auf dem Rad, das da rollt   unter Rögnirs (Ökuthôrs) Wagen,
Auf Sleipnirs Zähnen,   auf des Schlittens Bändern.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/193&oldid=- (Version vom 31.7.2018)