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Anonym: Edda

Fafnir.
5
Wer reizte dich?   Wie ließest du dich reizen

Mein Leben zu morden,
Klaräugiger Knabe?   kühn war dein Vater:
Dem Ungebornen vererbt’ er den Sinn.


Sigurd.
6
Mich reizte das Herz;   die Hände vollbrachtens

Und mein scharfes Schwert.
Keiner ist kühn,   wenn die Jahre kommen,
Der von Kindesbeinen blöd war.


Fafnir.
7
Wärst du erwachsen   an der Verwandten Brust,

Man kennte dich kühn im Kampfe;
In Haft bist du hier,   ein Heergefangner:
Stäts, sagt man, bebt der Gebundne.


Sigurd.
8
Welcher Vorwurf, Fafnir,   als ob ich fern wär

Meinem Mutterlande?
Nicht war ich in Haft hier,   auch als Heergefangner;
Du fühlst wohl, daß ich frei bin.


Fafnir.
9
Einen Vorwurf findest du   in freundlichem Wort;

Aber Eins verkünd ich dir:
Das gellende Gold,   der glutrothe Schatz,
Diese Ringe verderben dich.


Sigurd.
10
Goldes walten   will ein Jeder

Stäts bis an den Einen Tag.
Denn Einmal muß   jeder Mann doch
Fahren von hinnen zu Hel.


Fafnir.
11
Du nimmst für Nichts   der Nornen Spruch,

Mein Wort für unweise Rede.
Doch ertrinkst du im Waßer,   ob du beim Winde ruderst:
Alles sterbt ihn, der sterben soll.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/185&oldid=- (Version vom 31.7.2018)