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Anonym: Edda

Eide geschworen   hab ich der Edeln
Und nicht gehalten;   auch hat sie nicht Frieden.


Gripir.
47
Die Grimme geht   dem Gunnar sagen,

Ihm habest du übel   die Eide gehalten,
Da dir der Herscher   von ganzem Herzen doch,
Giukis Erbe,   Vertrauen gönnte.


Sigurd.
48
Wie ergeht das, Gripir?   Gieb mir Bescheid.

Werd ich schuldig sein   in dieser Sache,
Oder verlügt mich   das löbliche Weib,
Und sich auch selber?   Sage mir, Gripir.


Gripir.
49
Aus Herzensharm   wird die hehre Frau

Und aus Überschmerz   euch Unheil fügen.
Du gabst der Guten   nicht Grund dazu
Obwohl ihr die Königin   mit Listen kränktet.


Sigurd.
50
Wird ihrem Reizen   der rathkluge Gunnar,

Guthorm und Högni,   dann Folge geben?
Werden Giukis Söhne   in mir Gesipptem
Die Schwerter röthen?   Rede, Gripir.


Gripir.
51
Der Gudrun vergeht   vor Grimm das Herz,

Wenn Dir ihre Brüder   Verderben rathen.
Ledig lebt   aller Lust
Das weise Weib:   das wirkte Grimhild.

52
Dir bleibt der Trost,   Gebieter der Heerschar,

Die Fügung fiel   auf des Fürsten Leben:
So edeln Mann   wird die Erde nicht mehr
Noch die Sonne schauen,   Sigurd, als dich.


Sigurd.
53
Heil uns beim Scheiden!   Das Geschick bezwingt man nicht.

Mir ward der Wunsch hier,   Gripir, gewährt.
Du hättest gerne   mehr Glück verheißen
Meinem Lebenslauf,   lag es an dir.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/177&oldid=- (Version vom 31.7.2018)