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Anonym: Edda

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Betrübt bin ich, Schwester,   dir Trauer zu künden,

Die ich wider Willen   zum Weinen brachte.
In der Frühe fiel   bei Fiöturlundr
Der Edlinge edelster   unter der Sonne.
Viel Fürsten setzt’ er   den Fuß auf den Hals.


Sigrun.
30
So sollen dich alle   Eide scheiden,

Die du dem Helgi   hast geschworen
Bei der Leiptr   leuchtender Flut
Und der urkalten   Waßerklippe.
 

31
Das Schiff fahre nicht,   das unter dir fährt,

Weht auch erwünschter   Wind dahinter.
Das Ross renne nicht,   das unter dir rennt,
Müstest du auch fliehen   vor deinen Feinden.
 

32
Das Schwert schneide nicht,   das du schwingst,

Es schwirre denn   dir selber ums Haupt.
Rache hätt ich da   für Helgis Tod,
Wenn du ein Wolf wärst   im Walde draußen
Des Beistands bar   und bar der Freunde,
Der Nahrung ledig,   du sprängst denn um Leichen.


Dag.
33
Irr bist du, Schwester,   und aberwitzig,

Daß du dem Bruder   Verwünschung erbittest.
Odhin allein hat   an dem Unheil Schuld,
Der zwischen Verwandte   Zwistrunen warf.
 

34
Dir bietet rothe   Ringe der Bruder,

Ganz Wandilswe   und Wigdalir;
Habe dir halb das Reich   dem Harm zur Buße,
Spangengeschmückte,   den Söhnen und dir.


Sigrun.
35
Nicht sitz ich mehr selig   zu Sewafiöll

Früh noch spät,   daß mich freute zu leben,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/164&oldid=- (Version vom 31.7.2018)