Seite:Die Edda (1876).djvu/150

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Anonym: Edda

19. Helgakvidha Hundingsbana fyrri.
Das erste Lied von Helgi dem Hundingstödter.
I.
1
In alten Zeiten,   als Aare[WS 1] sangen,

Heilige Waßer rannen   von Himmelsbergen,
Da hatte Helgi,   den großherzigen,
Borghild geboren   in Bralundr.

2
Nacht in der Burg wars,   Nornen kamen,

Die dem Edeling   das Alter bestimmten.
Sie gaben dem König   der Kühnste zu werden,
Aller Fürsten   Edelster zu dünken.

3
Sie schnürten scharf   die Schicksalsfäden,

Daß die Burgen brachen   in Bralundr.
Goldene Fäden   fügten sie weit,
Sie mitten festigend   unterm Mondessaal.

4
Westlich und östlich   die Enden bargen sie,

In der Mitte lag   des Königs Land.
Einen Faden nordwärts   warf Neris Schwester,
Ewig zu halten   hieß sie dieß Band.

5
Eins schuf Angst   dem Ülfingensohn,

Und ihr, der Frau,   die Freude gebar:
Rabe sprach zum Raben   (auf ragendem Baum
Saß er ohne Atzung[WS 2]):   ich weiß Etwas.

6
„Es steht der Sohn   Sigmunds in der Brünne,

Einen Tag alt:   unser Tag bricht an.
Er schärft die Augen   (so schauen Helden),
Der Wölfe Freund:   freuen wir uns!“

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Aar - Adler (DWB)
  2. Atzung - Nahrung, Futter (DWB)
Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/150&oldid=- (Version vom 18.8.2016)