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Anonym: Edda

10
Briet am Feuer   der Bärin Fleisch:

Bald flammt’ am Reisig   die trockne Föhre,
Das winddürre Holz,   vor Wölundur.

11
Ruht’ auf der Bärenschur,   die Ringe zählt’ er,

Der Alfengesell:   einen vermisst’ er,
Dachte, den hätte   Hlödwers Tochter:
Alhwit die holde   war heimgekehrt.

12
Saß er so lange   bis er entschlief:

Doch er erwachte   wonneberaubt.
Merkt harte Bande   sich um die Hände,
Fühlt um die Füße   Feßeln gespannt.

13
„Wer sind die Leute,   die in Bande legten

Den freien Mann?   wer feßelte mich?“

14
Da rief Nidudr,   der Niaren Trost:

Wo erwarbst du, Wölundur,   Weiser der Alfen,
Unsere Schätze   in Ulfdalir?


Wölundur.
15
Hier war kein Gold   wie auf Granis Wege,

Fern ist dieß Land   den Felsen des Rheins.
Mehr der Kleinode   mochten wir haben,
Da wir heil daheim   in der Heimat saßen.


König Nidudr gab seiner Tochter Bödwild den Goldring, den er vom Baste gezogen in Wölundurs Haus; aber er selber trug das Schwert, das Wölundur hatte. Da sprach die Königin:


16
Er wird die Zähne blecken   vor Zorn, wenn er das Schwert erkennt

Und unsers Kindes Ring.
Wild glühn die Augen   dem gleissenden Wurm.
So zerschneidet ihm   der Sehnen Kraft
Und laßt ihn sitzen   in Säwarstadr.


So wurde gethan, ihm die Sehnen in den Kniekehlen zerschnitten und er in einen Holm gesetzt, der vor dem Strande lag und Säwarstadr hieß. Da schmiedete er dem König allerhand Kleinode, und Niemand getraute sich, zu ihm zu gehen als der König allein. Wölundur sprach:

Anmerkungen (Wikisource)

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/137&oldid=- (Version vom 18.8.2016)