Anonym: Edda | |
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Mit Speck und Wildbrät und gesottnen Vögeln;
In kostbaren Kelchen und Kannen war Wein:
Sie tranken und sprachen bis der Abend sank.
Da blieb er drauf drei Nächte lang:
Dann ging er und wanderte des Weges inmitten.
Darnach vergingen der Monden neun.
Ein Kind, das genetzt und genannt ward Jarl.
Licht war die Locke und leuchtend die Wange,
Die Augen scharf wie Schlangen blicken.
Den Schild lernt’ er schütteln, Sehnen winden,
Bogen spannen und Pfeile schäften,
Spieße werfen, Lanzen schießen,
Hunde hetzen, Hengste reiten,
Schwerter schwingen, den Sund durchschwimmen.
Rigr gegangen ihn Runen zu lehren,
Nannte mit dem eignen Namen den Sohn,
Hieß ihn zu Erb und Eigen besitzen
Erb und Eigen und Ahnenschlößer.
Durch feuchtes Gebirg bis vor die Halle.
Da schwang er die Lanze, den Lindenschild,
Spornte das Ross und zog das Schwert.
Kampf ward erweckt, die Wiese geröthet,
Der Feind gefällt, erfochten das Land.
Vertheilte die Schätze, Alle beschenkend
Mit Schmuck und Geschmeide und schlanken Pferden.
Er spendete Ringe, hieb Spangen entzwei.
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/123&oldid=- (Version vom 18.8.2016)