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Anonym: Edda

14
Bald eilten die Asen   all zur Versammlung

Und die Asinnen   all zu der Sprache:
Darüber beriethen   die himmlischen Richter,
Wie sie dem Hlorridi   den Hammer lösten.

15
Da hub Heimdall an,   der hellste der Asen,

Der weise war   den Wanen gleich:
„Das bräutliche Linnen   legen dem Thôr wir an,
Ihn schmücke das schöne,   schimmernde Halsband.

16
„Auch laß er erklingen   Geklirr der Schlüßel

Und weiblich Gewand   umwalle seine Knie;
Es blinke die Brust ihm   von blitzenden Steinen,
Und hoch umhülle   der Schleier sein Haupt.“

17
Da sprach Thôr also,   der gestrenge Gott:

„Mich würden die Asen   weibisch schelten,
Legt’ ich das bräutliche   Linnen mir an.“

18
Anhub da Loki,   Laufeyjas Sohn:

„Schweig nur, Thôr, mit solchen Worten.
Bald werden die Riesen   Asgard bewohnen,
Holst du den Hammer   nicht wieder heim.“

19
Das bräutliche Linnen   legten dem Thôr sie an,

Dazu den schönen,   schimmernden Halsschmuck.
Auch ließ er erklingen   Geklirr der Schlüßel,
Und weiblich Gewand   umwallte sein Knie;
Es blinkte die Brust ihm   von blitzenden Steinen,
Und hoch umhüllte   der Schleier sein Haupt.

20
Da sprach Loki,   Laufeyjas Sohn:

„Nun muß ich mit dir   als deine Magd:
Wir beide wir reisen   gen Riesenheim.“

21
Bald wurden die Böcke   vom Berge getrieben

Und vor den gewölbten   Wagen geschirrt.
Felsen brachen,   Funken stoben,
Da Odhins Sohn reiste   gen Riesenheim.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/092&oldid=- (Version vom 31.7.2018)