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Anonym: Edda

10. Thrymskvidha oder Hamarsheimt.
Thryms-Sage oder des Hammers Heimholung.
1
Wild ward Wing-Thôr   als er erwachte

Und seinen Hammer   vorhanden nicht sah.
Er schüttelte den Bart,   er schlug das Haupt,
Allwärts suchte   der Erde Sohn.

2
Und es war sein Wort,   welches er sprach zuerst:

„Höre nun, Loki,   und lausche der Rede:
Was noch auf Erden   Niemand ahnt,
Noch hoch im Himmel:   mein Hammer ist geraubt.“

3
Sie gingen zum herlichen   Hause der Freyja,

Und es war sein Wort,   welches er sprach zuerst:
„Willst du mir, Freyja,   dein Federhemd leihen,
Ob meinen Miölnir   ich finden möge?“


Freyja.
4
Ich wollt es dir geben   und wär es von Gold,

Du solltest es haben   und wär es von Silber. –

5
Flog da Loki,   das Federhemd rauschte,

Bis er hinter sich hatte   der Asen Gehege
Und jetzt erreichte   der Joten Reich.

6
Auf dem Hügel saß Thrym,   der Thursenfürst,

Schmückte die Hunde   mit goldnem Halsband
Und strälte den Mähren   die Mähnen zurecht.


Thrym.
7
Wie stehts mit den Asen?   wie stehts mit den Alfen?

Was reisest du einsam   gen Riesenheim?

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/090&oldid=- (Version vom 31.7.2018)