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Anonym: Edda

Loki.
62
Noch lange Jahre   zu leben denk ich

Trotz deiner Hammerhiebe.
Hart schienen dir   Skrymis Knoten;45
Du mustest der Malzeit darben
Ob du vor Heißhunger vergingst.


Thôr.
63
Schweig, unreiner Wicht,   sonst soll mein Hammer

Miölnir den Mund dir schließen.
Hrungnis Tödter   schickt dich zu Hel hinab
Hinter der Todten Gitterthor.


Loki.
64
Ich sang vor Asen,   sang vor Asensöhnen

Was ich auf dem Herzen hatte.
Nun wend ich mich weg:   dir weich ich allein,
Denn ich zweifle nicht, daß du zuschlägst.

65
Ein Mahl gabst du, Ögir;   nicht mehr hinfort

Wirst du die Götter bewirthen.
All dein Eigentum,   das hier innen ist,
Frißt die Flamme
Und raschelt dir über den Rücken.


Darauf nahm Loki die Gestalt eines Lachses an und entsprang in den Waßerfall Franangr. Da fingen ihn die Asen und banden ihn mit den Gedärmen seines Sohnes Nari. Sein anderer Sohn Narfi aber ward in einen Wolf verwandelt. Skadi nahm eine Giftschlange und hing sie auf über Lokis Antlitz. Der Schlange entträufelte Gift. Sigyn, Lokis Weib, setzte sich neben ihn und hielt eine Schale unter die Gifttropfen. Wenn aber die Schale voll war, trug sie das Gift hinweg: unterdessen träufelte das Gift in Lokis Angesicht, wobei er sich so stark wand, daß die ganze Erde zitterte. Das wird nun Erdbeben genannt.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/089&oldid=- (Version vom 31.7.2018)