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Anonym: Edda

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„Die liebste Lust   verloren weiß ich,

Da mir der Kelch   vor den Knieen liegt.
Oft sagt’ ich ein Wort;   nicht wieder sag ichs
Von heut an je;   zu heiß ist der Trank!

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„Noch mögt ihr versuchen   ob ihr Macht habt,

Aus der Halle hinaus   zu heben die Kufe.“
Zwei Mal ihn zu rücken   mühte sich Tyr:
Des Keßels Wucht   stand unbewegt.

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Aber Modis Vater   erfaßt’ ihn am Rand,

Stieg vom Estrich   in den untern Saal.
Aufs Haupt den Hafen   hob sich Sifs Gemahl;
An den Knöcheln klirrten ihm   die Keßelringe.

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Sie fuhren lange   eh lüstern ward

Odhins Sohn   sich umzuschauen:
Da sah er aus Höhlen   mit Hymir von Osten
Volk ihm folgen   vielgehauptet.

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Da harrt’ er und hob   den Hafen von den Schultern,

Schwang den mordlichen   Miölnir entgegen
Und fällte sie all,   die Felsungetüme,
Die ihn anliefen   in Hymirs Geleit.

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[Sie fuhren nicht lange,   so lag am Boden

Von Hlorridis Böcken   halbtodt der eine.
Scheu vor den Strängen   schleppt’ er den Fuß:
Das hatte der listige   Loki verschuldet.

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Doch hörtet ihr wohl   (wer hat davon

Der Gottesgelehrten   ganze Kunde?),
Welche Buß er empfing   von dem Bergbewohner:
Den Schaden zu sühnen   gab er der Söhne zwei.]

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Kraftgerüstet   kam er zum Göttermal

Und hatte den Hafen,   den Hymir beseßen.
Daraus sollen trinken   die seligen Götter
Äl in Ögirs Haus   jede Leinernte.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/078&oldid=- (Version vom 31.7.2018)