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Anonym: Edda

Thôr.
23
Ich war im Osten,   überwand der Riesen

Böswillige Bräute,   da sie zum Berge gingen.
Übermächtig würden die Riesen,   wenn sie alle lebten,
Mit den Menschen wär es   in Mitgard aus.
Was thatest du derweil, Harbard?


Harbard.
24
Ich war in Walland,   des Kampfs zu warten,

Verfeindete Fürsten   dem Frieden wehrend.
Odhin hat die Fürsten,   die da fallen im Kampf,
Thôr hat der Thräle (Knechte) Geschlecht.


Thôr.
25
Unter die Asen   theiltest du ungleich die Menschen,

Hättest du der Wünsche Gewalt.


Harbard.
26
Thôr hat Macht genug,   aber nicht Muth.

Aus feiger Furcht   fuhrst du in den Handschuh,45
Trautest nicht mehr Thôr zu sein.
Nicht wagtest du nur,   so warst du in Noth,
Zu niesen noch zu f — —, daß es Fialar hörte.57


Thôr.
27
Harbard, Schändlicher!   Zu Hel schickt’ ich dich,

Möcht ich über den Sund setzen.


Harbard.
28
Was solltest du überm Sund,   wo du nichts zu schaffen hast?

Was thatest du weiter, Thôr?


Thôr.
29
Ich war im Osten   und wehrt’ einem Fluß;

Da griffen Swarangs   Söhne mich an.
Sie schlugen mich mit Steinen   und schadeten mir nicht.
Sie musten bald zuerst   mich bitten um Frieden.
Was thatest du derweil, Harbard?

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/070&oldid=- (Version vom 31.7.2018)