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Anonym: Edda

152 (14)
Ein sechstes kann ich,   so Wer mich versehrt

Mit harter Wurzel des Holzes:
Den Andern allein,   der mir es anthut,
Verzehrt der Zauber, Ich bleibe frei.

153 (15)
Ein siebentes weiß ich,   wenn hoch der Saal steht

Über den Leuten in Lohe,
Wie breit sie schon brenne,   Ich berge sie noch:
Den Zauber weiß ich zu zaubern.

154 (16)
Ein achtes weiß ich,   das allen wäre

Nützlich und nöthig:
Wo unter Helden   Hader entbrennt,
Da mag ich schnell ihn schlichten.

155 (17)
Ein neuntes weiß ich,   wenn Noth mir ist

Vor der Flut das Fahrzeug zu bergen,
So wend ich den Wind   von den Wogen ab
Und beschwichtge rings die See.

156 (18)
Ein zehntes kann ich,   wenn Zaunreiterinnen

Durch die Lüfte lenken,
So wirk ich so,   daß sie wirre zerstäuben
Und als Gespenster schwinden.

157 (19)
Ein eilftes kann ich,   wenn ich zum Angriff soll

Die treuen Freunde führen,
In den Schild fing ichs,   so ziehn sie siegreich
Heil in den Kampf,   heil aus dem Kampf,
Bleiben heil wohin sie ziehn.

158 (20)
Ein zwölftes kann ich,   wo am Zweige hängt

Vom Strang erstickt ein Todter,
Wie ich ritze   das Runenzeichen,
So kommt der Mann und spricht mit mir.

159 (21)
Ein dreizehntes kann ich,   soll ich ein Degenkind[WS 1]

In die Taufe tauchen,
So mag er nicht fallen   im Volksgefecht,
Kein Schwert mag ihn versehren.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Degenkind – Kind männlichen Geschlechts (Deutschen Rechtswörterbuch).
Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/065&oldid=- (Version vom 18.8.2016)