Anonym: Edda | |
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Einen Schritt im freien Feld:
Niemand weiß unterwegs wie bald
Er seines Spers bedarf.
Der nicht gerne Gab empfing,
Mit seinem Gute so freigebig Keinen,
Dem Lohn wär leid gewesen.
Soll er sich selbst nicht Abbruch thun:
Oft spart man dem Leiden was man dem Lieben bestimmt;
Viel fügt sich schlimmer als man denkt.
Den schönsten, die sie besitzen:
Gab und Gegengabe begründet Freundschaft,
Wenn sonst nichts entgegen steht.
Und Gabe gelten mit Gabe.
Hohn mit Hohn soll der Held erwiedern,
Und Losheit mit Lüge.
Ihm selbst und seinen Freunden.
Aber des Feindes Freunde soll Niemand
Sich gewogen erweisen.
Und erhoffst du Holdes von ihm,
So tausche Gesinnung und Geschenke mit ihm,
Und suche manchmal sein Haus heim.
Und hoffst doch Holdes von ihm,
Sei fromm in Worten und falsch im Denken
Und zahle Losheit mit Lüge.
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/050&oldid=- (Version vom 31.7.2018)