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Anonym: Edda

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Mach nicht zum Spott   der Augen den Mann,

Der vertrauend Schutz will suchen.
Klug dünkt sich leicht,   der von Keinem befragt wird
Und mit heiler Haut daheim sitzt.

30
Klug dünkt sich gern,   wer Gast den Gast

Verhöhnend, Heil in der Flucht sucht.
Oft merkt zu spät,   der beim Male Hohn sprach,
Wie grämlichen Feind er ergrimmte.

31
Zu oft geschiehts,   daß sonst nicht Verfeindete

Sich als Tischgesellen schrauben.
Dieses Aufziehn   wird ewig währen:
Der Gast grollt dem Gaste.

32
Bei Zeiten nehme   den Imbiß zu sich,

Der nicht zu gutem Freunde fährt.
Sonst sitzt er und schnappt   und will verschmachten
Und hat zum Reden nicht Ruhe.

33
Ein Umweg ists   zum untreuen Freunde,

Wohnt er gleich am Wege;
Zum trauten Freunde   führt ein Richtsteig
Wie weit der Weg sich wende.

34
Zu gehen schickt sich,   nicht zu gasten stäts

An derselben Statt.
Der Liebe wird leid,   der lange weilt
In des Andern Haus.

35
Eigen Haus,   ob eng, geht vor,

Daheim bist du Herr,
Zwei Ziegen nur   und dazu ein Strohdach
Ist beßer als Betteln.

36
Eigen Haus,   ob eng, geht vor,

Daheim bist du Herr.
Das Herz blutet Jedem,   der erbitten muß
Sein Mal alle Mittag.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/049&oldid=- (Version vom 31.7.2018)