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Anonym: Edda

14
Schweigsam und vorsichtig   sei des Fürsten Sohn

Und kühn im Kampf.
Heiter und wohlgemuth   erweise sich Jeder
Bis zum Todestag.

15
Der unwerthe Mann   meint ewig zu leben,

Wenn er vor Gefechten flieht.
Das Alter gönnt ihm   doch endlich nicht Frieden.
Obwohl der Sper ihn spart.

16
Der Tölpel glotzt,   wenn er zum Gastmal kommt,

Murmelnd sitzt er und mault.
Hat er sein Theil   getrunken hernach,
So sieht man welchen Sinns er ist.

17
Der weiß allein,   der weit gereist ist,

Und Vieles hat erfahren,
Welches Witzes   jeglicher waltet,
Wofern ihn selbst der Sinn nicht fehlt.

18
Lange zum Becher nur,   doch leer ihn mit Maß,

Sprich gut oder schweig.
Niemand wird es   ein Laster nennen,
Wenn du früh zur Ruhe fährst.

19
Der gierige Schlemmer,   vergißt er der Tischzucht,

Schlingt sich schwere Krankheit[WS 1] an;
Oft wirkt Verspottung,   wenn er zu Weisen kommt,
Thörichtem Mann sein Magen.

20
Selbst Heerden wißen,   wann zur Heimkehr Zeit ist

Und gehn vom Grase willig;
Der Unkluge   kennt allein nicht
Seines Magens Maß.

21
Der Armselige,   Übelgesinnte

Hohnlacht über Alles
Und weiß doch selbst nicht   was er wißen sollte,
Daß er nicht fehlerfrei ist.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: „Kranheit“
Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/047&oldid=- (Version vom 18.8.2016)