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Anonym: Edda

Denn festern Freund   als kluge Vorsicht
Mag der Mann nicht haben.

7
Vorsichtiger Mann,   der zum Male kommt,

Schweigt lauschend still.
Mit Ohren horcht er,   mit Augen späht er
Und forscht zuvor verständig.

8
Selig ist,   der sich erwirbt

Lob und guten Leumund.
Unser Eigentum   ist doch ungewiss
In des Andern Brust.

9
Selig ist,   wer selbst sich mag

Im Leben löblich rathen,
Denn übler Rath   wird oft dem Mann
Aus des Andern Brust.

10
Nicht beßre Bürde   bringt man auf Reisen

Als Wißen und Weisheit.
So frommt das Gold   in der Fremde nicht,
In der Noth ist nichts so nütze.

11
Nicht üblern Begleiter   giebt es auf Reisen

Als Betrunkenheit ist,
Und nicht so gut   als Mancher glaubt
Ist Äl den Erdensöhnen,
Denn um so minder   je mehr man trinkt
Hat man seiner Sinne Macht.

12
Der Vergeßenheit Reiher   überrauscht Gelage

Und stiehlt die Besinnung.
Des Vogels Gefieder   befing auch Mich
In Gunlöds Haus und Gehege.

13
Trunken ward ich   und übertrunken

In des schlauen Fialars Felsen.
Trunk mag taugen,   wenn man ungetrübt
Sich den Sinn bewahrt.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/046&oldid=- (Version vom 31.7.2018)