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Anonym: Edda

15
Gen Wingolf kehrten   Widrirs Gesandte,

Beide von Forniots   Freunden getragen.
Eintraten sie itzt   und grüßten die Asen,
Yggrs Gefährten   beim fröhlichen Mal.

16
Sie wünschten dem Odhin,   dem seligsten Asen,

Lang auf dem Hochsitz   der Lande zu walten;
Den Göttern, beim Gastmal   vergnügt sich zu reihen,
Bei Allvater ewiger   Ehren genießend.

17
Nach Bölwerks58 Gebot   auf die Bänke vertheilt,

Von Sährimnir speisend   saßen die Götter.
Skögul schenkte   in Hnikars Schalen
Den Meth und maß ihn   aus Mimirs Horn.

18
Mancherlei fragten   über dem Male

Den Heimdal die Götter,   die Göttinnen Loki,
Ob Spruch und Spähung   gespendet die Jungfrau –
Bis Dunkel am Abend   den Himmel deckte.

19
Übel, sagten sie,   sei es ergangen,

Erfolglos die Werbung,   und wenig erforscht.
Nur mit List gewinnen   ließe der Rath sich,
Daß ihnen die Göttliche   Auskunft gäbe.

20
Antwort gab Omi,3   sie Alle hörten es:

„Die Nacht ist zu nützen   zu neuem Entschluß.
Bis Morgen bedenke   Wer es vermag
Glücklichen Rath   den Göttern zu finden.“

21
Über die Wege   von Walis Mutter

Nieder sank   die Nahrung Fenrirs.
Vom Gastmal schieden   die Götter entlaßend
Hroptr und Frigg,   als Hrimfaxi10 auffuhr.

22
Da hebt sich von Osten   aus den Eliwagar5

Des reifkalten Riesen10   dornige Ruthe,
Mit der er in Schlaf   die Völker schlägt,
Die Midgard bewohnen,   vor Mitternacht.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/040&oldid=- (Version vom 31.7.2018)