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Anonym: Edda

7
Schwer erträgt sie   dieß Niedersinken

Unter des Laubbaums   Stamm gebannt.
Nicht behagt es ihr   bei Nörwis10 Tochter,
An heitere Wohnung   gewöhnt so lange.

8
Die Sieggötter sehen   die Sorge Nannas

Um die niedre Wohnung:   sie geben ihr ein Wolfsfell.
Damit bekleidet   verkehrt sie den Sinn,
Freut sich der Auskunft,   erneut die Farbe.

9
Wählte Widrir6   den Wächter der Brücke,

Den Giallarertöner,27   die Göttin zu fragen
Was sie wiße   von den Weltgeschicken.
Ihn geleiten   Loptr und Bragi.16

10
Weihlieder sangen,   auf Wölfen ritten

Die Herscher und Hüter   der Himmelswelt.
Odhin spähte   von Hlidskialfs Sitz
Und wandte weit   hinweg die Zeugen.

11
Der Weise fragte   die Wächterin des Tranks,

Ob von den Asen   und ihren Geschicken
Unten im Hause   der Hel sie wüsten
Anfang und Dauer   und endlichen Tod.

12
Sie mochte nicht reden,   nicht melden konnte sies:

Wie begierig sie fragten,   sie gab keinen Laut.
Zähren schoßen   aus den Spiegeln des Haupts,
Mühsam verhehlt,   und netzten die Hände.

13
Wie schlafbetäubt   erschien den Göttern

Die Harmvolle,   die des Worts sich enthielt.
Jemehr sie sich weigerte,   je mehr sie drängten;
Doch mit allem Forschen   erfragten sie nichts.

14
Da fuhr hinweg   der Vormann der Botschaft,

Der Hüter von Herians   gellendem Horn.
Den Sohn der Nal   nahm er zum Begleiter;33
Als Wächter der Schönen   blieb Odhins Skalde.26

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/039&oldid=- (Version vom 31.7.2018)