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Anonym: Edda

Die Fluten fallen,   darüber fliegt der Aar,
Der auf dem Felsen   nach Fischen weidet.

58
Die Asen einen sich   auf dem Idafelde,

Über den Weltumspanner   zu sprechen, den großen.
Uralter Sprüche   sind sie da eingedenk,
Von Fimbultyr   gefundner Runen.

59
Da werden sich wieder   die wundersamen

Goldenen Bälle   im Grase finden,
Die in Urzeiten   die Asen hatten,
Der Fürst der Götter   und Fiölnirs20 Geschlecht.

60
Da werden unbesät   die Äcker tragen,

Alles Böse beßert sich,   Baldur kehrt wieder.
In Heervaters Himmel   wohnen Hödur und Baldur,
Die walweisen Götter.   Wißt ihr was das bedeutet?

61
Da kann Hönir selbst   sein Looß sich kiesen,

Und beider Brüder   Söhne bebauen
Das weite Windheim.   Wißt ihr was das bedeutet?

62
Einen Saal seh ich   heller als die Sonne,

Mit Gold bedeckt   auf Gimils Höhn:3. 17. 52
Da werden bewährte   Leute wohnen
Und ohne Ende   der Ehren genießen.

63
Da reitet der Mächtige   zum Rath der Götter,

Der Starke von Oben,   der Alles steuert.
Den Streit entscheidet er,   schlichtet Zwiste,
Und ordnet ewige   Satzungen an.

64
Nun kommt der dunkle   Drache geflogen,

Die Natter hernieder   aus Nidafelsen.
Das Feld überfliegend   trägt er auf den Flügeln
Nidhöggurs Leichen — und nieder senkt er sich.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/019&oldid=- (Version vom 31.7.2018)