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Anonym: Edda

50
Der Kiel fährt von Osten,   da kommen Muspels Söhne

Über die See gesegelt;   sie steuert Loki.
Des Unthiers Abkunft   ist all mit dem Wolf;
Auch Bileists Bruder   ist ihm verbündet.

51
Surtur4. 51 fährt von Süden   mit flammendem Schwert,

Von seiner Klinge scheint   die Sonne der Götter.
Steinberge stürzen,   Riesinnen straucheln,
Zu Hel fahren Helden,   der Himmel klafft.

52
Was ist mit den Asen?   was ist mit den Alfen?

All Jötunheim ächzt,   die Asen versammeln sich.
Die Zwerge stöhnen   vor steinernen Thüren,
Der Bergwege Weiser:   wißt ihr was das bedeutet?

53
Da hebt sich Hlins35   anderer Harm,

Da Odin eilt   zum Angriff des Wolfs.
Belis Mörder35   mißt sich mit Surtur;
Schon fällt Friggs   einzige Freude.

54
Nicht säumt Siegvaters   erhabner Sohn

Mit dem Leichenwolf,   Widar, zu fechten:
Er stößt dem Hwedrungssohn   den Stahl ins Herz
Durch gähnenden Rachen:   so rächt er den Vater.

55
Da kommt geschritten   Hlodyns schöner Erbe,

Wider den Wurm   wendet sich Odins Sohn.
Muthig trifft ihn   Midgards Segner.
Doch fährt neun Fuß weit   Fiörgyns Sohn
Weg von der Natter,   die nichts erschreckte.
Alle Wesen müßen   die Weltstatt räumen.

56
Schwarz wird die Sonne,   die Erde sinkt ins Meer,

Vom Himmel schwinden   die heitern Sterne.
Glutwirbel umwühlen   den allnährenden Weltbaum,
Die heiße Lohe   beleckt den Himmel.

57
Da33 seh ich auftauchen   zum andernmale

Aus dem Waßer die Erde   und wieder grünen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/018&oldid=- (Version vom 31.7.2018)