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sitzen, ein wenig plaudernd; sie müssen die Pause benutzen, welche das Federschneiden ihnen läßt; ein verspäteter Schüler kommt die kleine Treppe in das Zimmer herunter. Das Vogelhäuschen vor dem Fenster des Stilllebenden durfte nicht fehlen. Vielleicht steckt ein Gimpel darin, welchen er im Pfeifen unterrichtet; denn der gute Mann muß immer Unterricht geben, immer nützen, und wäre es zuletzt nur einem Vögelchen.

Der Zahnarzt.

Das Gegenstück vom Schreibemeister. Er ist gleichfalls patentirt. Die Concession liegt auf der Fensterbrüstung, von der Bartschüssel gehalten, neben seinen Instrumenten und der Zahntinctur, welche er vermuthlich erfunden hat. Wie ein Häschen unter der Kralle des Geiers steht der arme Junge, welchem er den Zahn ausgezogen hat, unter der linken aufgelegten Hand. Er hat ihm den lockeren Milchzahn mit zwei Fingern der rechten Hand herausgenommen, der Junge fährt mit dem Zeigefinger der Rechten in die Lücke, der Charlatan in dem roth-sammetnen zobelbesetzten Barette hält den Zahn triumphirend empor. Was hat er für pfiffige Augen und den ganzen Mund voll feiner, spitzer Rattenzähne! Er gebraucht gewiß nie seine eigene Tinctur.

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Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/177&oldid=- (Version vom 31.7.2018)