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Innerhalb der Octave von Mariä Himmelfahrt brach in der Stadt Misna[1] eine Brücke durch die Gewalt eines Unwetters ganz zusammen, stürzte ein und begrub eine sehr große Volksmenge, welche sich dorthin aus Schrecken vor dem Wetter geflüchtet hatte. Der König von Francien[2], welcher mit mehreren Rittern seines Reiches nach dem heiligen Lande ging, nahm um die Pfingstoctave Damiata ein; ihn soll Kaiser Friderich mit vielen Dienstleistungen unterstützt haben. Der gekrönte Willehelm hielt sich einige Zeit am Rhein auf und ging dann, da er die einem Könige genügenden Geldmittel nicht hatte, nach Hollandia zurück; und wiederum kehrte er später in die Rheingegenden zurück und unterwarf sich einige Gebiete.

1250. Ueber den König von Francien wurden klägliche Gerüchte laut, nämlich daß sein Bruder[3] getödtet und er selbst gefangen wäre, nachdem er eine große Menge der Seinigen verloren hatte, und daß er sich mit sehr vielem Gelde losgekauft hätte. Am Dienstag nach der Osteroctave, nämlich am 5. April, hatte der König von Francien mit dem Soldan am Nil ein Gefecht, in welchem auf der Seite des Königs 160 000 Christen getödtet wurden. Der König wurde gefangen genommen, gab Damiata zurück und kaufte sich selbst mit 6000 Mark frei. Außerdem waren für den König zunächst 13 volle Fäßer mit Bisantiern[4] und von solcher Größe angekommen, daß sechs Stiere ein Faß kaum zwei Meilen weit an einem Tage ziehen konnten. Dieses ganze Geld ging auf den Soldan über. Als diese Gerüchte erschollen, riefen sich einige die Prophezeiung des Abtes Joachim in die Erinnerung zurück, welcher sagte: „Es wird der Franke überwunden werden, es

  1. Meißen; nach Aug. 15.
  2. Ludwig IX, 1226–1270.
  3. Robert, Graf von Artois.
  4. Byzantische Goldmünzen. W.
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Albert von Stade, übersetzt von Franz Wachter: Die Chronik des Albert von Stade. Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1896, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Albert_von_Stade_109.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)