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sich zu reformiren, sonst würde er gegen sie den apostolischen Befehl ausführen. Zwei von den Minderbrüdern, nämlich Bruder Eilbert von Danneberch und Bruder Heinrich von Halverstad, und Johannes, Mönch von Rarstede, welcher sich auch später unter die Minderbrüder begab, wohnten dieser Handlung bei. Der Abt wartete die Vollendung dieser Durchführung von diesem Tage an mehr als drei Jahre lang ab, und indem er öfters den Erzbischof mahnend erinnert und sehr oft den Dekan, sieht er, daß nichts gebessert wird, sondern daß vielmehr Aufregung entstand und Gefahr für die Seelen; er stand daher von seiner Vorstellung ab und verzweifelte daran, daß sein Vorsatz durchgeführt werden könnte. So wurde also dieses Geschäft ohne Ergebnis beendigt. Der Abt aber erkennend, daß er ohne Erfolg sich abgemüht habe, trat zur obengemeldeten Zeit, nämlich im Jahre der Gnade 1240, bei den Minderbrüdern ein. Wenn aber in dem genannten Kloster nach dem Worte des Herrn Papstes nicht ohne Beleidigung des göttlichen Namens das Heil der Seelen vernachlässigt wird, so mögen diejenigen, welche vom apostolischen Stuhle den Auftrag zu dieser Reformation empfingen, sehen, was sie am Tage des Gerichts dem Schöpfer antworten mögen.

Papst Gregor forderte aus Furcht vor den Übergriffen des Kaisers gegen die Kirche die Fürsten zur Wahl eines anderen auf, aber er hatte keinen Erfolg, weil einige Fürsten ihm wieder schrieben: „Es sei nicht seine Rechtsbefugnis, einen neuen Kaiser einzusetzen, sondern nur den von den Fürsten gewählten zu krönen.“ Denn die Wahl steht, wie bekannt ist, bei ihnen. Nach der Vorberathung der Fürsten und mit deren Zustimmung wählen den Kaiser der Trierer, Mainzer und Cölner. Der Trierer nämlich, obwohl er nicht zu Alemannien gehört, wählt auf Grund des Alters der Stadt: weil ebendieselbe Stadt vom Sohne des Ninus, welchen Semiramis, seine Stiefmutter, von

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Albert von Stade, übersetzt von Franz Wachter: Die Chronik des Albert von Stade. Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1896, Seite 093. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Albert_von_Stade_093.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)