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Aus ebendemselben Concil begehrte Bertold, Erwählter von Bremen, die Weihe in der sichersten Erwartung, bestätigt zu werden. Aber am Tage vorher hatte er auf dem Concil zwischen den Bischöfen mit der Bischofsmütze gesessen, obwohl er noch nicht Presbyter war. Dadurch zog er sich großen Unwillen zu. Und der Magister Gherardus sprach folgendes für ihn: „Herr Vater, siehe die Bremische Kirche stellt Dir einträchtigen und einmüthigen Sinnes ihren Erwählten, den Magister Bertold, vor, einen in jeder Beziehung würdigen und sittlich bewährten Mann, geschmückt mit Wissenschaft, in den freien Künsten erfahren, in der Kenntniß des Alten und Neuen Testamentes wohl bewandert, durch seinen Fleiß in den Dekreten und Gesetzen erfahren und wie man sieht, von ansehnlicher Person, canonisch[1] und ohne allen Widerspruch gewählt, und er erbittet heute von Dir die Würde des Priesteramts und morgen die Weihe zum Bischofe“. Darauf sagte der Papst kurz: „Wir glauben Dir gerne, Magister, aber es ist gesagt worden, lege niemandem die Hand zu schnell auf. Wir wollen mit unseren Brüdern sprechen und Ausführlicheres über die Art seiner Wahl hören.“ Die Abgesandten Bremens werden von zwei Cardinälen geprüft, Reinner von Papia und Johann von Neapolis, und man fand, daß sie von einander in ihren Aussagen abwichen. Der Papst gab seine Entscheidung in der hierzu anberaumten Versammlung: „Brüder, ich sehe Eueren Erwählten, es gefällt seine Person, sein Wissen, seine Beredsamkeit, es gefallen, soweit wir sie kennen gelernt haben, seine Sitten, aber die Art seiner Wahl misfällt, besonders weil er, ohne die heiligen Weihen erreicht zu haben, nicht einmal als Subdiacon, sondern als Akoluth gewählt worden ist, in welchem Grade es nach der Strenge des Rechtes noch erlaubt ist, ein Ehebündniß zu schließen, was den canonischen Bestimmungen entgegensteht.

  1. Das Komma gehört vor, nicht nach canonice. W.
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Albert von Stade, übersetzt von Franz Wachter: Die Chronik des Albert von Stade. Leipzig: Dyk'sche Buchhandlung, 1896, Seite 040. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Albert_von_Stade_040.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)