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solche gegeben, welche diese Bewilligung mißbrauchten und Kaffee nach den nächsten Städten trugen und verkauften. In Folge dessen wurde es verboten, Kaffee heim zu nehmen, dagegen aber versprochen, man wolle den Kolonisten vom schönsten Kaffee zu fassen geben, und zwar um die Hälfte des gewöhnlichen Verkaufspreises, so daß der Kolonist für seinen Kaffe nur so viel zahlen müsse, als der Herr ihm als Arbeitslohn oder als seinen Hälfteertrag dafür zukommen lasse, oder daß der Kolonist in Betreff dieses Punktes gleich gestellt sei, wie früher. Es ist nun aber meistens der Fall gewesen, daß man bei weitem nicht vom schönsten Kaffee und auch den geringen nicht zu dem versprochenen Preise erhielt. Ich selbst bekam unter Anderm auf der Fazenda solch schlechten Kaffee, wie ich in Europa noch keinen gesehen habe, ausgenommen das richtige und getreue Muster, das ich noch besitze. Solcher Kaffee wurde mir und Andern zu 60 Reis (17 Rp.) per Pfund berechnet. War der Kaffee etwas besser, doch noch oft gar nicht vom schönsten, so berechnete man ihn zu 90–110 Reis (25–31 Rp.) Bei 60 Reis käme die Arroba (32 Pfd.) auf 1920 Reis zu stehen, und es träfe auf den Alqueiro, auch wenn deren 3 auf 1 Arroba erforderlich wären, 640 Reis; bei dem Preise von 110 Reis kommen bei gleicher Berechnung 1173 Reis auf den Alqueiro. So lange ich in Ybicaba war, ist aber dem Kolonisten nie mehr, als 467 Reis bezahlt, das gegebene Versprechen also gar nicht gehalten worden, und dies hatte bei den meisten Kolonisten, auch bei mir, die Folge, daß sie gegen das Verbot Kaffee für ihren Hausgebrauch heim nahmen. Verkauft habe ich keinen; das kann ich eben so aufrichtig bezeugen, und so viel ich bemerken konnte, haben dieses auch die übrigen Kolonisten, was wenigstens die Nicht-Portugiesen anbetrifft, nicht gethan. Mit den Portugiesen stand ich in keinerlei Verkehr und weiß von ihnen (den jetzigen nämlich) über diesen Punkt Nichts zu sagen. Der Chef des Hauses Vergueiro hat sich bei der Untersuchung damit geholfen, daß er sagte, Herr Direktor Jonas habe ohne Vollmacht des Hauses den Kolonisten den Kaffee um den halben Preis versprochen. Ich