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zu andern Zeiten sammeln und heimtragen muß, wollen sie beim Melken auch ihre Portion Maiskörner haben.

Schafe habe ich in Brasilien nicht viele gesehen; auf den Kolonieen werden beinahe keine gehalten. Nach den wenigen mir zu Gesichte gekommenen zu urtheilen, sind sie den hiesigen gleich. Vom Scheren der Schafe weiß man in Brasilien nichts; man hätte auch ganz und gar keine Einrichtung, die Wolle zu verarbeiten. Die getrockneten, mit dicker Wolle versehenen Schaffelle werden über die Reitsättel auf die Reitthier gegürtet und gewähren so dem Reiter einen weichen Sitz. Das ist der einzige Vortheil, den man in jenem Lande der Wolle abzugewinnen weiß. Ob die Schafe auch theilweise mit Mais gefüttert sein wollen, kann ich nicht sagen; wahrscheinlich ist es der Fall.

Die Zucht der Schweine wird in Brasilien stark betrieben. Die Fazendeiros haben ihrer gewöhnlich gar viele, und die Sitienbauern machen die Schweinezucht zu ihrer ergiebigsten Geldquelle; und das können sie mit leichter Mühe. Sie lassen diese Thiere in der Nähe ihres Hauses und auf dem Pasto frei herum gehen und geben ihnen alltäglich Maiskolben, auf welche sie wie rasend rennen. Das Getränke bringt ihnen der Bach, der immer den Pasto durchschneidet. Bei dieser Haltung werden die Schweine sehr fett; sehr groß sind sie aber gewöhnlich nicht. Eines der größten wiegt 250–300 brasilianische oder ungefährt 230–275 schweizerische Pfund. Der Speck der auf diese Weise fett gemachten Schweine ist sehr ölig, mit widrigem Beigeschmack; werden sie aber im Stall groß gezogen und mit gekochten Speisen gefüttert, so verliert sich jener unangenehme Geschmack. Ein solch widriger Beigeschmack ist dem Fleisch der meisten brasiliansichen Thiere eigen, außer sie werden längere Zeit im Stalle gemästet. – Die auf einem Pasto frei herumlaufenden Schweine sind ihrer ganzen Natur nach ziemlich wild. Wenn man ein solches irgend wohin treiben will, so muß man es nicht nur an einen guten, eher langen Strick anbinden; der Führer muß auch oft mit einem festen Stock