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ist. Denket an dieses Alles mehr, als ihr es gewöhnlich thut. Gewiß haben die deutschen Gesellschaften in den Hafenstädten Nordamerikas nicht umsonst dringend vor der Auswanderung dorthin gewarnt und allen Auswanderungslustigen das Wort der Bibel zugerufen: „Bleibe im Lande und nähre dich redlich!“

Mit diesem Allem will ich, noch einmal sei es gesagt, nicht behaupten, daß Nordamerika und auch einige andere Auswanderungsziele auf dieselbe Stufe zu stellen seien, wie Brasilien, oder daß nach meiner Meinung die Auswanderung ganz aufhören solle. Ich möchte nur die irrige Ansicht, als ob man in diesem oder jenem fernen Lande ein halbes Paradies finde und dem meisten Schweren entrissen werde, möglichst bekämpfen, an dem so oft vorhandenen Auswanderungsfieber dämpfen und möglichst Vielen die bittere Nachreue ersparen. Mein wohlgemeinter und auf viele Erfahrungen gegründeter Rath an alle armen Auswanderungslustigen[1] ist daher der:

So lange ihr in Europa im Stande seid, euer, wenn auch spärliches, von manchen Entbehrungen gedrücktes Leben auf ehrlichem Wege fristen zu können: so lange unternehmet nicht die große, beschwerliche und oft gefährliche Reise, um vielleicht am Ende in ein noch schwereres und entbehrungsvolleres Leben, als wie ihr es hier habet, zu kommen; wandert wenigstens


  1. Die Reichen, welche sich in Nordamerika und anderwärts allerdings etwas Schönes, doch kaum ein so angenehmes Leben, wie es in Europa möglich ist, verschaffen können, soferne sie Glück haben, gesund bleiben und die zur Ueberwindung vieler Widerwärtigkeiten erforderliche Kraft besitzen, habe ich bei diesen meinen Vorstellungen und Rathertheilungen nicht im Auge, obschon die Gefahren des gänzlichen Ruins bei einem derartigen Schritte auch ihnen nahe genug kommen können; eben so rede ich auch nicht zu jungen, rüstigen, ledigen Männern, welchen, wenn sie genug moralischen, christlichen Halt haben, eine solche Reise nützlich werden kann. Meine Vorstellungen und Räthe gelten hauptsächlich der großen, einer tüchtigen Verbesserung der ökonomischen Lage bedürftigen Klasse von Hausvätern, in welcher bekanntlich die Auswanderungslustigen größtentheils zu suchen sind.