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gediegene Allgemeinbildung und eine ausgedehnte Litteraturkenntnis, die sich auch über das musikalische Gebiet hinauserstreckte, zur Beurteilung musiktheoretischer und – geschichtlicher Werke zu statten.

Hillers menschliche Eigenschaften kommen zu seinen künstlerischen und wissenschaftlichen hinzu, um sein Charakterbild vollständig zu machen. Zunächst ist es die grosse Bescheidenheit, die uns ihn so sympathisch macht. Seine Person tritt gänzlich hinter der Sache zurück, ja seine Bescheidenheit gestattet ihm nicht einmal, sich als Herausgeber seiner Zeitschrift zu nennen. Die Hinweise auf seine Singspiele, die sich in den Blättern finden, sind alle mit einer liebenswürdigen Zurückhaltung gemacht worden.

Ausser der Bescheidenheit ist es die prinzipielle Vermeidung aller Streitigkeiten, die Hiller als Mensch charakterisiert und die Lektüre seiner Blätter so angenehm macht (Bd. I, S. 6, 123; Bd. II, S. 151; Bd. III, S. 199, 363). Es findet sich freilich auch ein polemischer Meinungsaustausch in den „Nachrichten“; Hiller hat demselben aber nur Aufnahme gewährt in der richtigen Erkenntnis, dass es prinzipielle Fragen giebt, über die man erst nach längerem Streit zur klärenden Wahrheit kommen kann. In der „Allgemeinen deutschen Bibliothek“ nämlich, die, nebenbei bemerkt, häufig musikalische Artikel brachte, welche die Anerkennung der fachmännischen Zeitgenossen fanden, war Lingkes Lehre vom „Sitz der musikalischen Sätze“ angegriffen worden. Antworten und Gegenantworten, die deswegen gewechselt werden, füllen mehrere Stücke der Zeitschrift (Bd. II, St. 42; Bd. III, St. 24, 25, 47 und 49).

Die Betonung des Deutschtums ist auch eine der erfreulichen Erscheinungen, welche, wie in allen Musikzeitungen der ersten Periode, so auch in Hillers „Nachrichten“ wiederkehrt. Hierbei wird dann stets zugleich gegen alles Ausländische, was dem deutschen Wesen unnatürlich ist, energisch Front gemacht. (Bd. II, S. 14, 56, Bd. III, S. 76 f., 108, 266 f., Bd. III, Anhg. 125, Bd. IV, S. 5 etc.). Bekanntlich lieferte Hiller den besten Beweis seiner musikalisch-nationalen Bestrebungen in der Schöpfung des deutschen