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müsse. „Ein Held spricht anders als ein Verzagter, und ein Fürst muss anders reden als ein Bauer“ (S. 73). Wie ersichtlich, stimmen Scheibes Grundsätze zur Opernreform mit denen der Florentiner Hellenisten des 16. Jahrhunderts, der Schöpfer der Oper überein. Denn auch diese wollten durch eine „nobile sprezzatura del canto“ charakterisieren, nicht durch süssen Wohlklang dem Ohre schmeicheln. Scheibe sah durch die landläufige Opernmusik den Endzweck der theatralischen Schreibart, nämlich den, im Zuhörer dieselben Gefühle anzuregen, die den dargestellten Helden erfüllen, nicht erreicht (S. 266). Er erkannte auch, dass man noch nicht so, wie es möglich wäre, das Charakteristische der verschiedenen Instrumente verwertete, um die mannigfachen Gemütsbewegungen musikalisch zu illustrieren (S. 269). Er betonte ferner zuerst, dass die Einleitungssinfonie ganz zu dem Charakter der Handlung passen solle, und dass man die Pausen zwischen den einzelnen Akten „durch eine mit der Begebenheit, oder mit dem Affekte wohl übereinstimmende“ Sinfonie ausfüllen müsse (S. 226), um den Zuschauer gleichsam unvermerkt aus einer Gemütsbewegung in die andere hinüber zu führen (S. 617).

Von unsinnigen Wortwiederholungen und Silbendehnungen war Scheibe kein Freund (S. 72). Der Komponist solle sich genau nach dem Sinne der Textworte richten, alle Einschnitte des Textes auch in der Komposition berücksichtigen und durch seine Töne den Sinn der komponierten Worte zum deutlichsten Ausdruck bringen (S. 304), nicht aber, wie es häufig geschehe, durch Kadenzen und Koloraturen den Satzbau zerreissen. Übrigens verwarf Scheibe die Mode des Kadenzen- und Koloraturensingens nicht schlechtweg, er gönnte den Sängern diese Gelegenheit, an passenden Stellen ihre Fertigkeit zu zeigen, recht gern (S. 238).

Die Schuld an dem schlechten Zustande der Opern sah unser musikalischer Reformator nicht nur in den Komponisten, sondern auch in den Textdichtern. Im siebenten Stück weist er an der Hand der Hamburger Operntexte den Dichtern, welche nicht wüssten, was schön und erhaben, noch was musikalisch verwertbar sei, die gröbsten Geschmacklosigkeiten nach. Auch die Einheit des Orts